Von 'Wirtschaftsflüchtlingen' und anderen rechten Märchen: Warum Migration kein Verbrechen ist

Von 'Wirtschaftsflüchtlingen' und anderen rechten Märchen: Warum Migration kein Verbrechen ist

Während rechte Hetzer ihre Märchenstunde über "Wirtschaftsflüchtlinge" abhalten, zeigen die Fakten ein ganz anderes Bild: Die meisten Menschen fliehen vor Krieg und Verfolgung, nicht weil sie auf deutschen Sozialleistungen Urlaub machen wollen. Und nein, sie nehmen weder eure Jobs noch sind sie an der steigenden Kriminalität schuld – aber hey, warum mit Fakten argumentieren, wenn man auch einfach Angst verbreiten kann?

Der Mythos vom gierigen "Wirtschaftsflüchtling"

Ach, der "Wirtschaftsflüchtling" – dieses wunderbar abwertende politische Schlagwort, das so praktisch ist, um Menschen zu diskreditieren, die angeblich nur wegen des Geldes kommen. Ein Begriff, der suggerieren soll, dass diese Menschen eigentlich keinen Schutz verdienen, weil sie ja "nur" vor Armut fliehen. Wie unverschämt von ihnen, nicht zu warten, bis sie erschossen werden, bevor sie ihre Heimat verlassen! [6]

Wer diese dümmliche Dichotomie zwischen "echten Flüchtlingen" und "Wirtschaftsflüchtlingen" bedient, hat entweder keine Ahnung oder will bewusst die Realität verdrehen. Die Migrationsforscherin Annette Treibel erklärt, dass eine scharfe Trennung zwischen wirtschaftlich motivierter Migration und Flucht wissenschaftlich gar nicht möglich ist. [14] Überraschung: Die meisten Menschen fliehen nicht wegen eines einzelnen Faktors, sondern wegen einer komplexen Mischung aus Krieg, Verfolgung, Armut und Perspektivlosigkeit.

In der rechten Traumwelt dagegen sitzt Mohamed gemütlich in seiner Hütte im kriegsfreien Nirgendwo und denkt sich: "Hey, ich hätte Lust auf ein bisschen deutsches Sozialgeld. Lasse ich doch mal meine Familie zurück, riskiere mein Leben auf einer Mittelmeerüberfahrt und freue mich auf 352 Euro monatlich in einer Sammelunterkunft!" – Merkt ihr selbst, oder?

Warum Menschen wirklich fliehen

Werfen wir einen Blick auf die realen Zahlen: Weltweit sind laut UN etwa 120 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie noch nie zuvor. Von diesen sind etwa 47 Millionen Kinder und Jugendliche. [11] Die größten Flüchtlingsgruppen kommen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Syrien, Venezuela und der Ukraine. [3]

Afghanistan hatte zwischen 1981 und 2013 mehr als zwei Jahrzehnte lang die meisten Flüchtlinge aller Länder der Welt. [3] War das etwa, weil die Afghanen so scharf auf deutsche Sozialleistungen waren, oder könnte es vielleicht mit den diversen Kriegen, Bürgerkriegen und der Taliban-Herrschaft zu tun haben? Schwierige Frage für Rechtsaußen!

Die Hauptfluchtursachen sind:

  • Verfolgung aufgrund von Religion, Hautfarbe, sexueller Gesinnung, politischer Einstellung oder ethnischer Herkunft [3]
  • Kriege und bewaffnete Konflikte, die Menschen zur Flucht zwingen, um ihr Leben zu retten [3]
  • Umweltkatastrophen wie Dürren, Hitzewellen oder Überschwemmungen – ja, der von euch gerne geleugnete Klimawandel treibt Menschen in die Flucht! [11]

Aber klar, in der AfD-Märchenstunde sind das alles nur faule Lügner, die es auf unser hart erarbeitetes Geld abgesehen haben.

Rechte Mythen im Faktencheck: Die Bullshit-Parade

Mythos 1: "Die Flüchtlinge kommen alle nach Europa!"

Realität: Über 80 Prozent der 59 Millionen Flüchtlinge weltweit bleiben in ihrer Herkunftsregion.[9] Die meisten hoffen auf schnelle Rückkehr oder haben schlicht nicht die Mittel für eine Flucht nach Europa. Aber hey, warum mit Fakten argumentieren, wenn man auch Panik schieben kann?

Mythos 2: "Die bekommen mehr Geld als Deutsche!"

Realität: Während ein Hartz-IV-Empfänger 399 Euro pro Monat erhält, liegt der Satz für das Leistungspaket eines Asylbewerbers zwischen 281 und 352 Euro. [9] Asylsuchende erhalten in der Grundversorgung maximal 40 Euro pro Monat für alle persönlichen Ausgaben. [1] Bei selbstständigem Wohnen bekommen sie maximal 320 Euro pro Person und Monat. [1] Was für ein luxuriöses Leben!

Mythos 3: "Die nehmen uns die Arbeit weg!"

Realität: Flüchtlinge dürfen ohne Arbeitserlaubnis weder arbeiten noch eine Ausbildung machen. In den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts ist Arbeit komplett verboten. Danach gibt es "bevorrechtigte Arbeitnehmer" – Deutsche, EU-Bürger oder anerkannte Flüchtlinge werden bevorzugt behandelt. [9] Erst nach 15 Monaten dürfen Asylbewerber ohne Einschränkungen arbeiten. Und dann heißt es, sie wären arbeitsscheu? Entscheidet euch mal!

Mythos 4: "Migranten bringen Kriminalität!"

Realität: Eine aktuelle Studie des Münchener ifo-Instituts kommt zu einem klaren Ergebnis: "Wir finden keinen Zusammenhang zwischen einem steigenden Ausländeranteil in einem Kreis und der lokalen Kriminalitätsrate. Gleiches gilt im Speziellen für Schutzsuchende." [5 & 13] Die höhere Rate von Ausländern in der Kriminalstatistik liegt nicht an ihrer Herkunft, sondern an anderen Faktoren wie Altersstruktur und Wohnort.

Die Annahme, dass Ausländer oder Schutzsuchende eine höhere Kriminalitätsneigung besitzen als demografisch vergleichbare Einheimische, ist schlicht nicht haltbar. [13] Aber warum sollten wissenschaftliche Studien einen überzeugten Rechten beeindrucken, der sein Weltbild lieber auf BILD-Schlagzeilen aufbaut?

Der Rechtsruck im politischen Diskurs

Der gegenwärtige politische Diskurs verschiebt sich immer weiter nach rechts. Da ist das plakative, aber inhaltsleere Zitat von SPD-Kanzler Olaf Scholz: "Wir müssen endlich konsequent abschieben" auf der Titelseite des Spiegels, oder die schlicht falschen Aussagen von CDU-Vorsitzendem Friedrich Merz zur zahnärztlichen Versorgung von Geflüchteten. [2]

Das Erschreckende: Die Äußerungen der verschiedensten Parteien ähneln immer mehr denjenigen der AfD. [2] Die geplanten Reformen des europäischen Asylsystems legitimieren Gewalt gegen Schutzsuchende und höhlen das Menschenrecht auf Asyl systematisch aus.

Der Reichtum Europas basiert auf Vielfalt und offenen Grenzen. Abschottung, wie von Rechtspopulisten gefordert, ist nicht nur unmenschlich, sondern in einer globalisierten Welt auch gar nicht sinnvoll. [15] Was das bedeuten würde, lässt sich in Großbritannien seit dem Brexit beobachten.

Die Wahrheit über Integration und Arbeit

Während rechte Politiker das Bild des faulen Migranten zeichnen, der nur Sozialleistungen abgreifen will, zeigt die Realität etwas anderes: 54 Prozent der zwischen 2013-2019 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten sind nach sechs Jahren erwerbstätig, und 70 Prozent von ihnen üben eine qualifizierte Tätigkeit aus. [7]

Diese Zahlen widerlegen Vorstellungen von einer ausschließlich auf Sozialleistungen ausgerichteten Einwanderung und betonen vielmehr die Integrationsbereitschaft und den Arbeitswillen der Einwanderer. [7] Aus der Betreuung von Flüchtlingen wissen wir, dass die Menschen auch schon während des Asylverfahrens nichts lieber täten, als zu arbeiten. [12]

Fazit: Migration ist kein Verbrechen, aber Menschenfeindlichkeit sollte eines sein

Die gängigen rechten Narrative über "Wirtschaftsflüchtlinge" halten keinem Faktencheck stand. Menschen fliehen aus ihrer Heimat wegen Krieg, Verfolgung, Armut und zunehmend auch wegen Klimakatastrophen – nicht, weil sie vom deutschen Sozialsystem profitieren wollen.

Die systematische Verbreitung von Fehlinformationen und die Entmenschlichung von Geflüchteten hat reale Konsequenzen: Für die Monate des ersten Halbjahres 2023 lag die Zahl der erfassten rechtsmotivierten Straftaten jeweils deutlich über denen der beiden Vorjahre. [2]

Es ist an der Zeit, für eine faktenbasierte Diskussion einzustehen und sich klar gegen rechte Hetze zu positionieren. Migration gehört zur Natur von Menschen aller Zeitalter – und das Menschenrecht auf Asyl versucht eben das anzuerkennen und zu schützen. [2]

Aber hey, vielleicht sollten wir einfach unsere Grenzen hermetisch abriegeln, einen Wassergraben ziehen und uns in unserer Festung Europa einigeln – hat historisch ja immer super funktioniert! Oder wir könnten anfangen, unsere Menschlichkeit nicht an der Staatsangehörigkeit festzumachen. Revolutionäre Idee, ich weiß.

Quellen:
[1] gpa - Faktencheck Asyl
[2] Hermine e.V. - Verschärfung der Narrative & Verschiebung nach rechts im öffentlichen Diskurs
[3] welthungerhilfe - Flucht und Migration
[4] mediendienst integration - Die 10 größten Mythen über Migration
[5] tagesschau - Migration steigert laut Studie nicht die Kriminalität
[6] wikipedia - Wirtschaftsflüchtling
[7] Neue deutsche Medienmacher*innen - Feindbild Migration [PDF]
[8] europarl - Was sind die Ursachen von Migration?
[9] DW - Mythen über Flüchtlinge
[10] BR24 - Messergewalt und Migration: Was Statistik und Forschung aussagen
[11] zdf - Wieso Menschen ihre Heimat verlassen
[12] Caritas - Mythen und Fakten zum Thema Asyl
[13] mdr - Kein Zusammenhang zwischen Ausländeranteil und Kriminalitätsrate
[14] Heinrich Böll Stiftung - Wider den Begriff „Flüchtling“ | Diskussionspapier
[15] Bremische Evangelische Kirche - Keine Chaos-Narrative verbreiten: Zur Debatte um Zuwanderung