Kein Chef, kein Problem: Erfolgreiche Modelle solidarischer Wirtschaft

Kein Chef, kein Problem: Erfolgreiche Modelle solidarischer Wirtschaft

Während die Kapitalisten weiterhin verzweifelt behaupten, dass es keine Alternative zu ihrem ausbeuterischen System gibt, blühen weltweit erfolgreiche Modelle solidarischen Wirtschaftens – und zwar nicht als theoretische Konzepte in verstaubten marxistischen Wälzern, sondern als real existierende, profitable Unternehmen, die zeigen, dass wir für eine funktionierende Wirtschaft weder gierige Milliardäre noch ausbeuterische Hierarchien brauchen.

Der Kapitalismus – ein System der organisierten Verzweiflung

Es ist erstaunlich, wie hartnäckig sich der Mythos hält, dass der Kapitalismus alternativlos sei. Die gegenwärtige Wirtschaftsweise verursacht "sehr viele Schäden und hat gravierende Unzulänglichkeiten", wie es Dr. Jens Martignoni vom Institute for Organizational Viability so schön nüchtern formuliert [1]. Was für eine Untertreibung! Als ob die systematische Ausbeutung von Mensch und Natur, die wachsende Ungleichheit und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen bloße "Unzulänglichkeiten" wären – wie ein Softwarefehler, den man mit dem nächsten Update beheben könnte.

Während die Superreichen in Privatjets zum Klimagipfel fliegen, um dort über Nachhaltigkeit zu schwafeln, und Konzerne Rekordgewinne einfahren, während ihre Beschäftigten von Monat zu Monat zittern müssen, erklären uns Wirtschaftsweise mit ernster Miene, dass diese Form des Wirtschaftens die einzig realistische sei. Und die politische Rechte nutzt die durch dieses System erzeugte Verunsicherung und Ungleichheit geschickt aus, um Menschen gegeneinander auszuspielen und auf Sündenböcke zu lenken.

Für viele Menschen ist "diese Zeit des Umbruchs mit großen Sorgen verbunden", heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Wirtschaftspapier der Linkspartei [4]. Eine Politik, die diese existenziellen Ängste nicht adressiert, bereitet den Nährboden für rechte Ideologien. Doch statt Alternativen zu bieten, fallen CDU & Co. immer wieder in die alte Leier zurück: mehr Markt, weniger Staat, mehr Ausbeutung und weniger soziale Sicherheit.

Mondragon – Das Genossenschaftswunder aus dem Baskenland

Wer behauptet, dass Genossenschaften nur kleine Hippie-Projekte ohne wirtschaftliche Relevanz sein können, dem sei die Mondragon-Genossenschaft im spanischen Baskenland entgegengehalten. Dieser Verbund von 256 Unternehmen weltweit ist ein wirtschaftliches Schwergewicht – und das ohne die typischen Auswüchse des kapitalistischen Wirtschaftens [3 & 8].

Mondragon entstand nicht etwa in einer linken Blümchenphase der 1970er, sondern wurde 1956 während der Franco-Diktatur gegründet – als Widerstandsprojekt gegen den Faschismus. Was für eine wunderbare historische Ironie: Während der Faschismus Hand in Hand mit dem Großkapital marschierte, schufen Genossenschaftler im Untergrund die Grundlagen für ein alternatives Wirtschaftsmodell, das heute Tausenden Menschen Arbeit und ein würdiges Leben ermöglicht.

Bei Mondragon gibt es keine obszönen Managergehälter. Die Verdienstspanne zwischen der einfachsten und der anspruchsvollsten Tätigkeit liegt bei maximal 1:4,5. Zum Vergleich: In deutschen DAX-Konzernen verdienen Vorstände oft das 100- bis 400-fache eines normalen Angestellten. Und das absolut Skandalöse daran: Selbst mit dieser "kommunistischen" Gehaltsspanne (hört man schon das empörte Schnauben der FDP?) ist Mondragon hochprofitabel und konkurrenzfähig [3].

Die Gewinne werden nicht an gierige Aktionäre ausgeschüttet, sondern sinnvoll verwendet: 45 Prozent fließen in den Kapitalstock der Kooperative, 10 Prozent in Bildung und soziale Zwecke der Kommune und 45 Prozent werden an die Beschäftigten ausgeschüttet [3]. Stellt euch vor: Eine Wirtschaft, die für Menschen da ist und nicht für Profitmaximierung! Revolutionär!

Vollgenossenschaften und alternative Währungen – Die Revolution des Finanzsystems

Ein zentraler Punkt bei der Transformation zu einer gerechteren Wirtschaft ist die Frage des Geldsystems. "Die Transformation des Geld und Finanzsystems ist entscheidend, damit ein Wandel überhaupt und dann auch erfolgreich stattfinden kann", betont Martignoni [1]. Das bestehende Geldsystem ist dysfunktional – es fördert Spekulation, Konzentration und die Ausbeutung von Ressourcen.

Das Konzept der "Vollgenossenschaften mit integrierter Währung" geht noch einen Schritt weiter als herkömmliche Genossenschaften. Es strebt eine "partielle Internalisierung der Wirtschaft" an, mit "umfassendem Gemeinschaftseigentum an Produktionsmitteln" und einer "optimalen Allokation und Zusammenarbeit" [1]. Kurz gesagt: Eine Wirtschaft, die nicht auf der Ausbeutung von Mensch und Natur basiert, sondern auf Kooperation und Nachhaltigkeit.

Die Idee einer integrierten Währung löst dabei eines der Grundprobleme unseres Geldsystems: die Abhängigkeit von einem Zahlungsmittel, das primär der Kapitalakkumulation dient. Stattdessen kann eine genossenschaftliche Währung Eigenschaften wie "Leistungsäquivalenz", "Hortungsprävention" und Steuerungsfunktionen für nachhaltiges Wirtschaften erfüllen [1].

Solidarisches Wirtschaften in der Praxis – Vielfalt statt Einfalt

Die solidarische Ökonomie beschränkt sich nicht auf klassische Genossenschaften. Sie umfasst eine breite Palette von Projekten und Initiativen, die alle auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und der demokratischen Entscheidungsfindung basieren [2 & 7].

Von Open-Source-Softwareprojekten über alternative Bildungseinrichtungen bis hin zu Tauschbörsen, Reparaturcafés, Umsonstläden, selbstverwalteten Betrieben und Wohngemeinschaften – die solidarische Ökonomie ist so vielfältig wie die Bedürfnisse der Menschen [7]. Was diese Projekte eint, ist der Grundgedanke, dass die Wirtschaft im Dienste des Menschen stehen sollte – und nicht umgekehrt.

Die Prinzipien solidarischen Wirtschaftens sind einfach und überzeugend:

  • Freiwillige und offene Beteiligung statt Zwang und Ausgrenzung
  • Demokratische Entscheidungsfindung nach dem Prinzip "one person, one vote" statt "ein Euro, eine Stimme"
  • Bildung, Transparenz und kontinuierliche Weiterentwicklung
  • Vernetzung und Kooperation statt ruinöser Konkurrenz
  • Autonomie und Unabhängigkeit
  • Ökonomische Selbsthilfe statt Abhängigkeit von Großkapital [2]

Und jetzt kommt der Witz: Diese Prinzipien führen nicht etwa zu ineffizientem Hippie-Wirtschaften, wie uns die kapitalistischen Apologeten weismachen wollen, sondern zu erstaunlich widerstandsfähigen und nachhaltigen Wirtschaftsstrukturen. Während konventionelle Unternehmen bei jeder kleinen Krise sofort nach staatlicher Hilfe schreien (Sozialismus für die Reichen!), überstehen solidarisch organisierte Betriebe oft auch schwere Krisen ohne Massenentlassungen oder Bankrott.

Bodengenossenschaften – Gemeinsames Eigentum statt Spekulation

Ein besonders spannendes Feld sind Bodengenossenschaften wie die Kulturland e.G. Sie zeigen, wie wir eines der drängendsten Probleme unserer Zeit angehen können: die Spekulation mit Grund und Boden, die kleine landwirtschaftliche Betriebe bedroht und zur Industrialisierung der Landwirtschaft beiträgt [6].

Die "enormen Preissteigerungen der letzten 10 Jahre am landwirtschaftlichen Pacht- und Bodenmarkt in Deutschland haben teils gravierende Auswirkungen auf die Struktur und Produktionsweise in der Landwirtschaft", heißt es in einer Studie zur Kulturland e.G. [6]. Das hohe Niveau der Kaufpreise macht es für kleine Betriebe praktisch unmöglich, Land zu erwerben oder zu pachten, ohne sich komplett der Logik der Gewinnmaximierung zu unterwerfen.

Bodengenossenschaften wie die Kulturland e.G. durchbrechen diesen Teufelskreis, indem sie "außerlandwirtschaftliches Kapital zum Kauf von landwirtschaftlicher Nutzfläche" mobilisieren und diese "in gemeinschaftliches Eigentum" überführen [6]. Da es für die Genossenschaftsanteile "weder eine Verzinsung noch eine auszuschüttende Dividende gibt und zusätzlich keinerlei Gewinnerzielungsabsicht durch die Genossenschaft formuliert wird", entstehen "weit weniger ökonomische Zwänge", die sich auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken könnten [6].

In einer Zeit, in der unsere Nahrungsmittelproduktion immer mehr von Agrarkonzernen kontrolliert wird, die Böden mit Pestiziden vergiften und Tiere in Massentierhaltung quälen, bieten solche Modelle eine echte Alternative – für Landwirte, Konsumenten und die Umwelt.

Antifaschistische Wirtschaftspolitik – Der Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Widerstand gegen rechts

Nichts fürchten Faschisten mehr als eine solidarische Gesellschaft, in der Menschen kooperieren statt konkurrieren. Die AfD, "eine im Kern faschistische völkisch-nationale, antidemokratische, gewerkschaftsfeindliche und antiemanzipatorische Partei" [5], setzt auf Spaltung und Hass. Sie will Menschen gegeneinander ausspielen – Einheimische gegen Migranten, Arbeiter gegen Arbeitslose, Stadt gegen Land.

Eine "antifaschistische Wirtschaftspolitik", wie sie die Linkspartei fordert, muss daher auf Solidarität und Kooperation setzen [4]. Die wachsenden Proteste gegen rechts zeigen, dass viele Menschen eine Politik ablehnen, "die in der AfD eine Gefahr für die Demokratie und ihre körperliche Unversehrtheit sehen" [5].

Genossenschaftliches Wirtschaften ist in diesem Sinne immer auch antifaschistisch. Es zeigt, dass wir keine starken Männer und keine Ausgrenzung brauchen, um erfolgreich zu sein. Im Gegenteil: Gerade die Vielfalt, die Einbeziehung aller und die demokratische Entscheidungsfindung sind die Stärke solidarischer Ökonomie.

Vom Wissen zum Handeln – Die Zeit für Alternativen ist jetzt

Die Beispiele erfolgreicher genossenschaftlicher und solidarischer Wirtschaft sind keine Utopien oder Nischenphänomene. Sie sind real existierende Alternativen, die beweisen, dass eine andere Wirtschaft möglich ist – eine, die den Menschen und nicht den Profit in den Mittelpunkt stellt.

Während die einen noch darüber diskutieren, ob man den Kapitalismus "reformieren" oder "überwinden" sollte, erschaffen andere bereits konkrete Alternativen. Sie zeigen, dass wir nicht auf die Revolution warten müssen, um anders zu wirtschaften. Jede Genossenschaft, jedes Commons-Projekt, jede solidarische Initiative ist ein Stück gelebte Utopie im Hier und Jetzt.

Natürlich ist der Weg nicht einfach. Die bestehenden Machtverhältnisse werden nicht kampflos aufgegeben. Aber die wachsende Zahl erfolgreicher Beispiele zeigt, dass eine Transformation möglich ist – Schritt für Schritt, Projekt für Projekt, Genossenschaft für Genossenschaft.

Die Frage ist nicht, ob wir uns Alternativen zum Kapitalismus leisten können. Die Frage ist, ob wir es uns leisten können, weiterzumachen wie bisher – mit wachsender Ungleichheit, existenzieller Verunsicherung und der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Die Antwort ist ein klares Nein. Die Zeit für Alternativen ist jetzt.

Quellen:

  1. https://www.schader-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Praesentation_Vollgenossenschaften_und_integrierte_Waehrung__Jens_Martignoni_.pdf
  2. https://oncourse.uni-bremen.de/pluginfile.php/3400/mod_label/intro/K04E02.pdf
  3. https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-ein-vorbild-fuer-deutschland-10802.htm
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188206.antifaschistische-wirtschaftspolitik-die-linke-billionen-euro-gegen-rechts.html
  5. https://vvn-bda.de
  6. https://www.kulturland.de/web/content/3926?unique=11f53e81a9cee443541708b16758799130388680&download=true
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarische_%C3%96konomie
  8. https://www.sozonline.de/2013/05/der-genossenschaftsverbund-mondragon/
  9. https://www.die-linke.de/fileadmin/0_Start/nachrichten/2025/Wirtschaft_f%C3%BCr_die_Mehrheit.pdf
  10. https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/linksextremismus/die-antifa-antifaschistischer-kampf-im-linksextremismus.html
  11. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/316460/genossenschaften-und-wohneigentum/
  12. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/240387/solidarische-oekonomie/
  13. https://menschlichwirtschaften.de/genossenschaftsverbund-mondragon/
  14. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186608.linke-vor-den-neuwahlen-linke-plaediert-fuer-eine-antifaschistische-wirtschaftspolitik.html
  15. https://antifainfoblatt.de/startseite
  16. http://akj.rewi.hu-berlin.de/zeitung/15-20/pdf/fs20-02_Commons_vs_Kollektive.pdf
  17. https://www.freiheit.org/de/die-soziale-markwirtschaft-ein-erfolgsmodell-0
  18. https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/mondragon-und-der-sozialismus-des-21-jahrhunderts/
  19. https://www.exploring-economics.org/de/entdecken/antifaschistische-oekonomik/
  20. https://taz.de/SS-Lieder-und-Rechtsrock/!6077963/