Geschichte wiederholt sich: 1933 lässt grüßen – Nazis heute im Bundestag, aber kaum einer schreit

Geschichte wiederholt sich: 1933 lässt grüßen – Nazis heute im Bundestag, aber kaum einer schreit

Wut, Fassungslosigkeit und bitterer Ernst

Es ist 2025 und man muss es laut aussprechen: Nazis sitzen im Bundestag. Sie halten Reden, stellen Anträge, stimmen Gesetze mit durch und kassieren Steuergelder. Sie werden in Talkshows eingeladen, hofiert von sensationslüsternen Medien und strategisch von bürgerlichen Parteien genutzt. Sie nennen sich „Alternative für Deutschland“ (AfD), doch laut Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) ist die ganze Partei seit Mai 2025 „gesichert rechtsextremistisch“ zdfheute.de. Und dennoch bleibt es erstaunlich still. Während Millionen gegen den Rechtsruck protestieren, winken CDU‑Abgeordnete Gesetze mit AfD‑Stimmen durch, Forsa‑Umfragen bescheinigen konservativen Parteimitgliedern keine Berührungsängste mehr deutschlandfunk.de und in Thüringen wirbt ein CDU‑Kandidat mit dem Slogan „Wählerwille statt Brandmauern“ deutschlandfunk.de.

Dass diese Entwicklungen nicht nur ein Ausrutscher sind, sondern systematische Brandmauer‑Abrisse, wird klar, wenn wir einen Blick in die letzten zwölf Monate werfen. Gleichzeitig zwingt uns ein Blick zurück ins Jahr 1933, in dem Adolf Hitler mit nur zwei NS‑Ministern in das Kabinett einzog, aber innerhalb weniger Monate die demokratische Republik zerschlug dhm.de. Konservative damals wie heute glaubten, man könne den Faschismus „zähmen“ dhm.de; heute sehen wir denselben fatalen Irrglauben.

Dieser Artikel will genau das aufzeigen: Wie systematisch Rechtsextreme verharmlost und toleriert werden, welche historischen Parallelen uns warnen und warum Schweigen und Wegschauen uns direkt auf den Weg in den Abgrund führt. Er ist wütend, polemisch und faktenreich – eben so, wie es unsere antifaschistische Haltung verlangt.

Die schleichende Normalisierung der AfD

Der Dammbruch in Thüringen und die Brandmauer aus Pappkarton

Im September 2023 passierte im Thüringer Landtag das, was CDU‑Chef Friedrich Merz noch 2021 vehement ausgeschlossen hatte: Eine CDU‑Vorlage zur Senkung der Grunderwerbssteuer wurde mit den Stimmen der FDP und der AfD beschlossen. Die Linke, SPD und Grünen sprachen von einem „Dammbruch“; die Brandmauer zur AfD, so spotteten sie, sei endgültig eingerissen deutschlandfunk.de. Ein Jahr später stimmte die CDU dort erneut mit der AfD gegen Windkraftprojekte und für einen Antrag gegen gendergerechte Sprache deutschlandfunk.de – ganz im Sinne der neuen Parteilinie „Wählerwille statt Brandmauern“ deutschlandfunk.de.

Dass diese Kooperation kein Ausrutscher ist, beweist eine Forsa‑Umfrage unter 1.002 CDU‑Mitgliedern: 45 % der Befragten halten Zusammenarbeit mit der AfD in ostdeutschen Kommunen für möglich deutschlandfunk.de. In Ostdeutschland befürworten sogar 68 % eine Koalition von Fall zu Fall deutschlandfunk.de. Damit ist klar: Der Wille, die Brandmauer zu schleifen, wächst innerhalb der bürgerlichen Mitte.

Januar 2025: Merz Quote der Schande

Ende Januar 2025 gab es im Bundestag einen Vorgeschmack darauf, wie eine Normalisierung auf Bundesebene aussieht. Die CDU/CSU brachte einen Antrag zur Verschärfung der Asylpolitik ein, der nur mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit fand. Der Antrag wäre ohne die 71 AfD‑Abgeordneten gescheitert. CDU‑Chef Friedrich Merz verteidigte den Tabubruch mit den Worten: „Was in der Sache richtig ist, wird nicht falsch, wenn die Falschen zustimmenvorwaerts.de. Anders gesagt: Wenn Nazis zustimmen, wird der Antrag dadurch nicht nazistisch. Diese Logik ist brandgefährlich, denn sie normalisiert nicht nur AfD‑Stimmen, sondern lässt sie zum politischen Werkzeug werden.

Deutsche Welle und SPD‑Zeitung Vorwärts wiesen darauf hin, dass dies das erste Mal in der Bundestagsgeschichte war, dass eine Unionsinitiative mithilfe der AfD beschlossen wurde dw.com. Der Tabubruch wurde als „historischer Moment“ gefeiert – nicht etwa, weil Rechtsextreme isoliert worden wären, sondern weil bürgerliche Kräfte sich offen von ihnen abhängig machten.

Sachsen, Thüringen, Brandenburg: Kommunale Kooperationen

Die Brandmauer ist besonders dort porös, wo sie am meisten brennen müsste: auf kommunaler Ebene. In Bautzen etwa pflegt die lokale CDU „keine Berührungsängste“ mit der AfD; sie stimmte 2023 für deren Antrag, Leistungen für Asylbewerber zu kürzen deutschlandfunkkultur.de. Das ist derselbe Kreis, in dem AfD‑Leute Polizisten mit „Säuberungslisten“ drohten und Neonazi‑Gruppen wie die „Freie Kameradschaft Bautzen“ immer wieder Angst verbreiten – aber die konservativen Kommunalpolitiker schreckt das nicht.

In Thüringen erhielt die AfD bei den Kommunalwahlen im Mai 2024 mehr als ein Viertel der Stimmen und besetzte daraufhin über ein Viertel aller Sitze in Kreistagen und Stadträten deutschlandfunk.de. Mit so vielen Mandaten kann sie wichtige Entscheidungen blockieren und die demokratischen Parteien zwingen, mit ihr zu verhandeln deutschlandfunk.de. Genau das geschieht: In mehreren Gemeinden werden Bauprojekte, Schulentscheidungen und Haushaltsfragen gemeinsam mit der AfD beschlossen – aus pragmatischen Gründen, versteht sich. Pragmatismus: Das war auch das Argument, das konservative Politiker 1933 vor sich her trugen.

Medien und Talkshows: Bühne für die Rechten

Neben den Parlamenten spielt die Medienlandschaft eine zentrale Rolle bei der Normalisierung. AfD‑Politiker:innen sind Stammgäste in Talkshows, wo sie toxische Narrative setzen dürfen. Der Vorwand lautet oft „journalistisches Gebot der Ausgewogenheit“. Doch wenn Demokratiefeinde, die offen von Remigration und Deportationsplänen schwärmen, dieselbe Sendezeit erhalten wie Demokrat:innen, ist das keine Ausgewogenheit, sondern Plattformverschaffung.

Die Vorstellung von „zwei Seiten“ bei rassistischen „Remigrations“‑Ideen entstammt dem amerikanischen „both‑sidesism“ und hat das Potential, uns alle ins Verderben zu führen. Dabei sind die Fakten eindeutig: Correctiv deckte im November 2023 auf, dass AfD‑Funktionäre, Neonazis und Unternehmer in Potsdam ein Treffen abhielten, um die Deportation von Millionen Menschen zu planen correctiv.org. Der Bericht zeigte, dass die völkischen Ideen bis in die AfD‑Bundesspitze reichen correctiv.org. Dass diese Personen weiterhin unverblümt im Fernsehen auftreten dürfen und als „Protestpartei“ verharmlost werden, ist ein Skandal.

Verfassungsschutzurteil, Skandale und die braune Ideologie

BfV: „Gesichert rechtsextremistisch“

Am 2. Mai 2025 veröffentlichte das Bundesamt für Verfassungsschutz seine bisher schärfste Einschätzung der AfD. Nach jahrelanger Beobachtung stufte der Geheimdienst die gesamte Partei als gesichert rechtsextremistisch ein. In der Begründung heißt es, die AfD vertrete ein „ethnisches Volksverständnis, das mit dem Grundgesetz unvereinbar ist“ zdfheute.de. Der Schritt bedeutete: Nicht nur einzelne Landesverbände, sondern die gesamte AfD gilt als rechtsextrem. Damit befinden sich ihre Abgeordneten offiziell in der Tradition von Neonazis und der NPD. Eine demokratische Partei kann es nach dieser Klassifikation schlicht nicht mehr sein.

Trotzdem wurden Forderungen nach einem AfD‑Verbot schnell abgebügelt. CDU‑Chef Merz nannte ein Verbotsverfahren verfassungsrechtlich „schwer“ und „politisch heikel“. SPD‑Juristen erinnerten daran, dass bereits das Verbotsverfahren gegen die NPD an den vielen V‑Männern gescheitert sei. Wieder einmal wird das Rechtsextremismus Problem auf juristische Formalien reduziert. Dabei ist die politische Konsequenz klar: Wenn eine Partei als extremistisch gilt und eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung darstellt, gehört sie verboten – oder zumindest sollte sie nicht weiter politisch hofiert werden.

Der Potsdamer Geheimplan und der Proteststurm

Die Correctiv‑Recherchen lösten im Januar 2024 eine enorme Protestwelle aus. In Potsdam trafen sich im November 2023 AfD‑Politiker, ein international vernetzter Neonazi und reiche Unternehmer, um ein „Remigration Konzept“ vorzubereiten correctiv.org. Ziel war die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund – darunter Deutsche –, die nicht in das völkische Weltbild passen correctiv.org. Als die Recherche publik wurde, gingen Hunderttausende Menschen in Deutschland auf die Straße, um gegen die AfD und den Rechtsextremismus zu demonstrieren reuters.com.

In Berlin, München, Hamburg und zahlreichen kleineren Städten wurden die Plätze zu Meeren aus bunten Schildern. Viele Teilnehmer:innen waren zum ersten Mal auf einer Demo. Es war ein Weckruf: Der Protest war riesig, aber die Abgeordneten im Bundestag stimmten wenige Tage später dennoch gemeinsam mit der AfD ab – das zeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen Straßenprotest und politischer Praxis ist.

Maximilian Krah und die SS

Ein besonders entlarvender Moment für die braune Ideologie in der AfD lieferte Maximilian Krah, Europakandidat der Partei, im Mai 2024. In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica erklärte er: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS‑Uniform trägt, automatisch ein Verbrecher ist“ juedische-allgemeine.de. Später verteidigte er die Aussage in Deutschland: „Nicht alle SS‑Leute waren Kriegsverbrecher“ taz.de. Einem AfD‑Spitzenpolitiker fehlte also das Bewusstsein dafür, dass die SS Millionen Menschen in Vernichtungslagern brutal ermordete.

Die Reaktionen waren heftig: Frankreichs rechtsextreme Marine Le Pen brach die Fraktionsgemeinschaft im Europaparlament mit der AfD, Krah wurde als Spitzenkandidat abgesetzt und durfte nicht mehr für seine Partei auf Veranstaltungen auftreten taz.de. Doch innerhalb der AfD stieß seine Relativierung der SS kaum auf Widerspruch – im Gegenteil, viele Anhänger applaudierten. Dieser Vorfall zeigt, dass in der AfD eine Geschichtsklitterung normalisiert wird, die an den Holocaust relativierend erinnert.

Weitere Skandale: Holocaustvergleiche, Höcke und die NPD

Der AfD‑Politiker Björn Höcke, Landesvorsitzender in Thüringen, ist für NS‑Begriffe und Revisionismus berüchtigt. Schon 2017 sprach er vom „Denkmal der Schande“ in Bezug auf das Holocaust‑Mahnmal in Berlin und forderte eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. 2023 echauffierte er sich über den Begriff „Zivilgesellschaft“, den er „Mächte des Tiefen Staates“ nannte – eine antisemitische Verschwörungserzählung. Der Verfassungsschutz stuft Höckes „Flügel“ seit 2020 als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ ein. Doch in seiner Heimat Thüringen erreichte die AfD bei der Landtagswahl 2024 über 31 Prozent.

Zuletzt forderte der thüringische AfD‑Landtagsabgeordnete René Aust im Februar 2025 „Remigration in großem Stil“ und einen „Schlussstrich unter die Entnazifizierung“ – ein klarer Angriff auf das antifaschistische Grundkonsens.

Historische Parallelen – 1933 lässt grüßen

Hitler wird „eingerahmt“ – und zerstört die Demokratie

Der Blick in die Geschichte zeigt erschreckende Parallelen. Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, stellten die Nazis lediglich zwei Minister in einem Kabinett, das von konservativen Politikern dominiert war dhm.de. Diese Nationalkonservativen, darunter Vizekanzler Franz von Papen und DNVP‑Chef Alfred Hugenberg, wollten die NSDAP instrumentalisieren. Papen versprach, man könne Hitler „einrahmen“ und „zähmen“ dhm.de – man müsse ihm nur ein paar bürgerliche Minister zur Seite stellen, dann würde er sich verausgaben.

Heute klingt diese Hybris wie blanker Hohn. Doch im Januar 1933 verkündete Papen voller Überheblichkeit, „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht“ deutschlandmuseum.de. Das deutsche Geschichtsmuseum erinnert daran, dass Papen Hindenburg von diesem Plan überzeugen konnte deutschlandmuseum.de. Der Rest ist bekannt: Binnen Wochen ließ Hitler den Reichstag auflösen, fachte Propaganda an und forderte Neuwahlen. Wenig später verhängte er nach dem Reichstagsbrand den permanenten Ausnahmezustand dhm.de.

Die konservativen Minister, die meinten, sie könnten Hitler einrahmen, versagten kläglich. Hindenburg zeichnete die „Reichstagsbrandverordnung“ dhm.de, und im März 1933 wurde mit dem Ermächtigungsgesetz die Demokratie per Gesetz abgeschafft dhm.de. Die bürgerlichen Parteien stimmten zu – nur die Sozialdemokraten widersetzten sich dhm.de. Mit Gewalt, Massenverhaftungen und Propaganda beseitigte Hitler jede Opposition. Die SA und SS errichteten Konzentrationslager in Dachau und Oranienburg dhm.de.

Dieser historische Rückblick zeigt: Schon damals unterschätzte das konservative Establishment die faschistische Gefahr. Man hielt Nazis für steuerbar, benutzte sie als parlamentarische Mehrheitsbeschaffer und glaubte, sie könnten sich „abnutzen“ bpb.de. Das Ergebnis war die komplette Zerstörung der Demokratie und ein beispielloser Zivilisationsbruch.

Die Lehren aus 1933: Eine Warnung für 2025

Warum ist es wichtig, diese Geschichte zu erinnern? Weil wir heute beobachten, wie sich ähnliche Muster wiederholen. Auch jetzt meinen bürgerliche Parteien, man könne die AfD „entzaubern“, indem man sie im Parlament „in die Verantwortung“ nimmt. Doch Verantwortungsübernahme ist nicht das Ziel der AfD. Ihr Ziel ist die Zerstörung der pluralistischen Demokratie – das sagt sie offen, wenn sie von „Systemwechsel“ und „Remigration“ spricht.

Geschichte wiederholt sich nicht identisch, aber sie reimt sich. In den 1930er‑Jahren nahm die nationalkonservative Elite Gewalt, Terror und Antisemitismus in Kauf, weil sie glaubte, ihre antidemokratischen Ziele nur noch mit Hilfe der Massenbewegung NSDAP verwirklichen zu können bpb.de. Sie ignorierte Hitlers programmatische Reden und gab ihm Staatsmacht. Ähnlich erleben wir heute, dass Konservative die Gefahr bagatellisieren und taktische Bündnisse schmieden. Wenn wir aus 1933 eine Lehre ziehen können, dann die, dass jeder Pakt mit Faschisten zum eigenen Untergang führt.

Zahlen, Fakten, Zitate – „Heute sitzen Nazis im Parlament, und die Mehrheit schweigt“

Wahlergebnisse: Ein Blick auf den Bundestag und die Länder

Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 erhielt die AfD 20,8 Prozent der Zweitstimmen und zog mit 152 Sitzen in den Bundestag ein bundeswahlleiterin.de. Sie wurde damit zweitstärkste Kraft hinter der CDU/CSU und vor der SPD bundeswahlleiterin.de. Verglichen mit der Wahl 2021 ist das eine Steigerung von 69 Sitzen. Diese Fakten bedeuten: Eine Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, stellt fast ein Viertel der Abgeordneten des deutschen Parlaments.

In Thüringen, Sachsen und Brandenburg holt die AfD bei Landtagswahlen Ergebnisse um die 30 Prozent. In Sachsen gewann sie bei der Europawahl 2024 sogar 36 Prozent der Stimmen und wurde stärkste Kraft. In Brandenburg könnte sie bei der Landtagswahl im September 2025 den Ministerpräsidenten stellen, wenn bürgerliche Parteien zusammenbrechen. Diese Zahlen sollten jedem Demokraten den Schlaf rauben.

Brandmauer oder Bündnis – die Stimmen aus der CDU

Merz’ „Brandmauer“ bröckelt: 45 Prozent der CDU‑Mitglieder sind offen für Zusammenarbeit mit der AfD deutschlandfunk.de, unter den ostdeutschen Mitgliedern sogar 68 Prozent deutschlandfunk.de. Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, sagte nach der Landtagswahl 2024, man solle den Begriff „Brandmauer“ gar nicht mehr verwenden deutschlandfunk.de. Der thüringische CDU‑Kandidat Erik Beiersdorfer plakatierte „Wählerwille statt Brandmauern“ deutschlandfunk.de. Die Botschaft ist unmissverständlich: Die CDU im Osten bereitet ihre Basis darauf vor, dass Kooperation mit der AfD bald normal wird.

Zitate, die entlarven

  • Friedrich Merz (CDU), Januar 2025: „Was in der Sache richtig ist, wird nicht falsch, wenn die Falschen zustimmen“ vorwaerts.de. Mit anderen Worten: Selbst wenn Nazis den Antrag tragen, ändert sich nichts – ein unvergleichlicher Tabubruch.
  • Franz von Papen, Januar 1933: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht“ deutschlandmuseum.de. Diese Hybris von 1933 wird heute von konservativen Politikern wiederholt, die glauben, man könne die AfD kontrollieren.
  • Maximilian Krah (AfD), Mai 2024: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS‑Uniform trägt, automatisch ein Verbrecher ist“ juedische-allgemeine.de. Ein Kandidat für das Europaparlament relativiert die Verbrechen der SS.
  • Michael Kretschmer (CDU), September 2024: Man solle den Begriff „Brandmauer“ nicht mehr nutzen, weil die AfD sich dadurch als Märtyrer darstelle deutschlandfunk.de. Der Ministerpräsident argumentiert gegen Abgrenzung, also de facto für Normalisierung.

Weitere Fakten

  • Die Correctiv‑Recherchen belegten, dass AfD‑Mitglieder und Neonazis die massenhafte Deportation von Menschen mit Migrationshintergrund planen correctiv.org. Diese Ideen werden „Remigration“ genannt und stammen aus dem Neonazi‑Milieu.
  • Der Verfassungsschutz stuft nun auch den Brandenburger und den Thüringer Landesverband der AfD als gesichert rechtsextrem ein. Schon 2021 wurden die Jugendorganisation „Junge Alternative“ und der Thüringer „Flügel“ in diese Kategorie eingeordnet.
  • Hunderttausende demonstrierten im Januar 2024 gegen die AfD reuters.com. Nie seit der Flüchtlingsbewegung 2015 gab es so große Proteste gegen Rechts.
  • In Bautzen zeigt ein Beispiel, wie bürgerliche Parteien AfD‑Anträge übernehmen und damit auf lokaler Ebene deren Agenda verfolgen deutschlandfunkkultur.de. Diese kleinen Schritte führen zur Normalisierung.

Was jetzt zu tun ist – Aufstehen statt Schweigen

Warum Schweigen gefährlich ist

Die Geschichte von 1933 zeigt, dass die Demokratie nicht plötzlich, sondern schleichend zerstört wird. Konservative, Liberale und selbst manche Sozialdemokraten glaubten, sie könnten Hitler benutzen und „zähmen“. Am Ende benutzte Hitler sie. Ihre Taktiererei besiegelte den Untergang der Weimarer Republik.

Heute sehen wir ähnliche Muster: Der bürgerliche Mainstream normalisiert die AfD, indem er ihre Stimmen benutzt, sie in Talkshows einlädt und Umfragen zur Legitimation heranzieht. Gleichzeitig verbreiten AfD‑Funktionäre Verschwörungsmythen, relativieren die SS, planen Deportationen und fantasieren von einem „Systemwechsel“. Die Konsequenz, wenn wir jetzt schweigen, ist klar: Aus der „Alternative“ wird wieder eine Diktatur.

Unser Auftrag: antifaschistischer Widerstand

Was können wir tun? Erstens: Keine Kooperation mit Rechtsextremen – weder parlamentarisch, noch medial. Jede Stimme, jeder gemeinsame Antrag, jedes Foto mit AfD‑Politiker:innen normalisiert ihr Weltbild. Wer mit Nazis stimmt, macht sich mitschuldig.

Zweitens: Aufklärung und Erinnerung. Wir müssen immer wieder daran erinnern, dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist, deren Ideologie in direkter Tradition des Nationalsozialismus steht. Das bedeutet, Geschichtswissen zu verbreiten, Zitate zu teilen und die Parallelen zu 1933 aufzudecken.

Drittens: Solidarität und Protest. Die Demonstrationen im Januar 2024 waren ein starkes Zeichen. Doch Protest muss kontinuierlich bleiben. Antifaschistische Bündnisse, Gewerkschaften, Kirchen und Vereine müssen weiterhin auf die Straße gehen, wenn die AfD versucht, sich als „normale“ Partei zu präsentieren.

Viertens: Gesellschaftliche Integration. Menschen, die AfD wählen, tun dies aus verschiedenen Gründen – Angst, Wut, Rassismus oder soziale Abstiegsängste. Wir müssen soziale Ungleichheit bekämpfen, prekäre Lebensverhältnisse verbessern und Räume schaffen, in denen demokratische Diskussionen geführt werden. Ein solidarisches Gemeinwesen ist der beste Schutz gegen faschistische Verführer.

Fünftens: Klare Sprache. Wir dürfen das Wort „Nazis“ verwenden, wo es gerechtfertigt ist. Wer Deportationen plant, Hitlers „Vorsehung“ bewundert und von „Volksgemeinschaft“ schwadroniert, ist ein Nazi. Der Euphemismus „Rechtspopulist“ verharmlost ihre Ideologie.

Schlusswort

Deutschland hat ein Problem: Eine rechtsextreme Partei sitzt mit 152 Abgeordneten im Bundestag bundeswahlleiterin.de, regiert mit und hetzt gegen Minderheiten, während bürgerliche Parteien aus taktischem Kalkül mit ihr zusammenarbeiten. Wir sind bei weitem nicht auf dem Stand von 1933, doch wir stehen an einem gefährlichen Scheideweg. Geschichte lehrt uns, dass Schweigen, Beschwichtigung und Taktieren der beste Dünger für Faschismus sind. Wer heute „Brandmauern“ relativiert, treibt das Land auf denselben Pfad, der 1933 zur Katastrophe führte.

Es liegt an uns, das zu verhindern. Wir müssen laut, unbequem und beharrlich sein. Wir müssen nicht nur AfD‑Anhänger überzeugen, sondern vor allem die schweigende Mehrheit wachrütteln. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie wird nur bestehen, wenn wir sie aktiv verteidigen. Also steht auf, organisiert euch, widersprecht, wählt antirassistisch, ruft eure Abgeordneten an und haltet die Erinnerung wach. Nie wieder ist jetzt.


Quellenverzeichnis

  1. Deutschlandfunk zur Abstimmung im Thüringer Landtag 2023: CDU nutzt AfD‑Stimmen deutschlandfunk.de.
  2. Deutschlandfunk Podcast zur Grunderwerbssteuer: CDU nutzt AfD‑Unterstützung deutschlandfunk.de.
  3. Forsa‑Umfrage zu CDU‑Mitgliedern: 45 % offen für Kooperation deutschlandfunk.de.
  4. Deutschlandfunk Kultur zu Bautzen: CDU stimmt AfD‑Antrag zu deutschlandfunkkultur.de.
  5. Deutsche Welle: Bundestagsantrag zur Asylpolitik mit AfD‑Stimmen dw.com.
  6. Vorwärts: Merz’ Zitat zur AfD vorwaerts.de.
  7. Reuters zum Protest gegen das Potsdamer „Remigration“-Plan reuters.com.
  8. Correctiv‑Recherche zum Geheimtreffen in Potsdam correctiv.orgcorrectiv.org.
  9. ZDF: Verfassungsschutz stuft AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ ein zdfheute.de.
  10. Deutschlandfunk zum AfD‑Verbotsdebatte deutschlandfunk.de.
  11. Campact‑Blog: Beispiele für AfD‑Extremismus campact.decampact.de.
  12. Jüdische Allgemeine: Maximilian Krah relativiert die SS juedische-allgemeine.de.
  13. taz: Folgen von Krah‑Aussagen taz.de.
  14. Bundeswahlleiterin: Bundestagswahlergebnis 2025 bundeswahlleiterin.debundeswahlleiterin.de.
  15. Bundeszentrale für politische Bildung: Machteroberung 1933 und Zähmungskonzept dhm.dedhm.dedhm.dedhm.de.
  16. Deutschlandmuseum: Papens Zitat „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt“ deutschlandmuseum.de.
  17. bpb‑Artikel: Konservative wollten die NSDAP „einrahmen“ bpb.de.
  18. Deutschlandfunk: Nach Landtagswahlen – Bröckelt jetzt die Brandmauer? deutschlandfunk.dedeutschlandfunk.dedeutschlandfunk.de.